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Ausreichende Kontraste gemäß BITV und WCAG

In der heutigen digitalen Welt ist es unerlässlich, dass Webseiten für alle Menschen zugänglich sind. Besonders für Menschen mit Sehbehinderungen oder eingeschränkter Farbwahrnehmung spielt die visuelle Gestaltung eine entscheidende Rolle. Die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) und die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) geben klare Richtlinien, wie ein ausreichender Kontrast sicherzustellen ist. Doch was bedeutet das genau, und wie setzen Webseitenbetreiber dies erfolgreich um

Warum ist Kontrast wichtig?

Farben sind eine der Hauptinformationsquellen im Internet. Leider können viele Menschen aufgrund von Sehschwächen oder Farbschwächen bestimmte Kontraste schlecht wahrnehmen. Ohne angemessene Kontraste kann eine Webseite schwer lesbar oder sogar unzugänglich werden. Ein hoher Kontrast zwischen Text und Hintergrund erleichtert das Lesen und Navigieren und stellt sicher, dass Informationen korrekt wahrgenommen werden.

Vorgaben zur Barrierefreiheit: BITV und WCAG

Die BITV, die sich nach den europäischen Standards der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) richtet, setzt die gesetzlichen Anforderungen für Deutschland um. Laut WCAG werden Kontraste in zwei Kategorien unterteilt:

WCAG 2.1 Konformität – Stufe AA

  • Empfohlener Kontrast für normalen Text (unter 18pt): mindestens 4,5:1.
  • Für große Texte (über 18pt oder fett über 14pt): mindestens 3:1.

WCAG 2.1 Konformität – Stufe AAA

Diese Stufe ist die strengere Variante. Der Kontrast soll bei normalen Texten mindestens 7:1 und bei großen Texten mindestens 4,5:1 betragen. Für viele Webseiten ist AAA jedoch keine Pflicht, sondern nur ein Best Practice, da es sich oft schwer mit dem Design vereinbaren lässt.

Wie wird der Kontrast gemessen?

Der Kontrast wird als Verhältnis zwischen Vordergrund- und Hintergrundfarbe dargestellt. Je höher das Verhältnis, desto größer der Kontrast. Zum Beispiel:

  • Ein Verhältnis von 1:1 bedeutet keinen Kontrast (z. B. schwarzer Text auf schwarzem Hintergrund).
  • Ein Verhältnis von 21:1 ist maximal und steht für den höchsten Kontrast (z. B. weißer Text auf schwarzem Hintergrund).

Es gibt verschiedene Tools, die helfen, den Kontrastwert zu messen. Einige der beliebtesten sind:

Anwendung der Kontrastanforderungen in der Praxis

In der Praxis bedeutet ausreichender Kontrast oft eine bewusste Auswahl von Farben und Designelementen. Hier sind einige Tipps:

  1. Achten Sie auf Farben für Text und Buttons: Eine helle Farbe auf einem hellen Hintergrund oder eine dunkle Farbe auf einem dunklen Hintergrund sollten vermieden werden.
  2. Grafiken und Icons: Auch diese sollten genug Kontrast bieten. Informationen sollten nicht ausschließlich über Farbe vermittelt werden, sondern auch durch Text oder Symbole.
  3. Hintergrundbilder: Wenn ein Hintergrundbild genutzt wird, kann der Text schnell unleserlich werden. Eine transparente Schicht oder das Einfügen eines kontrastreichen Farbblocks hinter dem Text kann helfen.
  4. Berücksichtigung von Farbschwächen: Farbcodierte Informationen, etwa grüne und rote Icons für Statusanzeigen, sollten immer durch Texte oder alternative Symbole ergänzt werden.
  5. Testing und Evaluation: Regelmäßige Tests sind entscheidend, um die Konformität sicherzustellen. So können Designer und Entwickler bereits im Prozess sicherstellen, dass die Webseite den Anforderungen entspricht.

Fazit

Barrierefreiheit auf Webseiten ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Ein ausreichender Kontrast stellt sicher, dass Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder Farbschwächen die Inhalte wahrnehmen und verstehen können. Mit den Anforderungen der BITV und WCAG haben wir klare Vorgaben, die uns dabei unterstützen, die digitale Welt für alle Menschen zugänglich zu machen. Wer diese Richtlinien beachtet, sorgt nicht nur für eine bessere Nutzererfahrung, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zur Inklusion.

Autor: Guido Hennemann, 02.11.2024